Was das Nashorn sah, als es über den Zaun blickte – die Theateraufführung der IIIe.

Die skurile Situation des gleichnamigen Theaterstückes, dass Tiere aus einem Zoo über den Zaun in ein Konzentrationslager blicken können und sich ihre Gedanken machen, was dort passiert und wie man sich dazu verhalten soll, hat die IIIe zum Ende des Jahres in einem Theaterprojekt bearbeitet, in dem Deutsch- und Projektunterricht gekoppelt wurden.

Das Theaterstück wurde im Deutschunterricht gelesen und bearbeitet, so dass darauf aufbauend dann eine eigene Inszenierung auf die Beine gestellt werden konnte. Bevor die Rollentexte gelernt und auf die Bühne gebracht wurden, wurde das Drehbuch kapitelweise beschrieben und an einigen Stellen gekürzt, um es der Gruppe anzupassen. Einige SuS hatten schon Theatererfahrung, andere noch gar nicht – so konnten sich alle gegenseitig wertvolle Tipps geben.

Gemeinsam bereitete die Gruppe sich durch verschiedene Formen von Improvisationen vor: es wurde spielerisch Sich Konzentrieren geübt (das kann man ja sonst auch gut gebrauchen;-)), an einer deutlichen und lauten Aussprache gearbeitet und eine ausdrucksstarke Körpersprache trainiert… es braucht halt schon einigen Mut springend und Arme schwenkend wie ein Affe oder wiederkäuend wie ein Mufflon über die Bühne zu gehen. Texte mussten auswendig gelernt und mit passender Betonung vorgetragen werden. Alle waren mit großem Eifer dabei, auch wenn es z. T. sehr anstrengend war. Immer wieder denselben Text zu wiederholen und dabei die Lust und den Ehrgeiz nicht zu verlieren, ist eben nicht selbstverständlich. Konstruktive Kritik zu äußern, ohne jemanden zu verletzen will gelernt sein.

Um sich besser in die einzelnen Rollen und Stimmungen einfühlen zu können, schauten wir Auszüge aus dem Film „Wir Kinder aus Buchenwald“, in dem ehemalige KZ-Häftlinge aus ihrem Alltag erzählen.

Gleichzeitig machten sich die SuS Gedanken zur Kulisse. Welche Objekte sind entscheidend, wie bauen wir sie, woher bekommen wir das Material? Aus großen Kisten und Backsteintapete wurde ein Schornstein gebaut, aus flachen Kisten, viel grauer Farbe und Kaninchendraht entstand der so entscheidende Zaun, der mitten über die Bühne ging. Einige SuS probierten derweil aus, durch welche Details sich bestimmte Tiere beim Schminken am besten darstellen lassen. Eine Schülerin fand viel Spaß daran, fast jeder Tierrolle passende Ohren, Schwänzchen oder Flügel zu basteln. Schließlich widmete sich eine kleine Gruppe von Jungen den technischen Feinheiten. Welche Geräusche wollen wir einspielen, welche Lichteffekte sind sinnvoll? Dazu musste sich dann auch einmal abends im Dunkeln getroffen werden, um die Strahler optimal zu positionieren.

In dieser Phase besuchten wir dann auch alle zusammen die Inszenierung des Stückes im Staatstheater und bekamen Besuch von einem Theaterpädagogen, der die vielen Fragen der SuS einfühlsam beantwortete. An dieser Stelle wurde vielen klar, dass jeder kleinste Effekt auf der Bühne eine ganz bestimmte Wirkung nach sich zieht.

Schließlich fertigte ein Schüler noch eine kleine Ausstellung zum Konzentrationslager Buchenwald an, dem Konzentrationslager, in dem dieser Zoo in Realität existiert hat. Das Archiv des Konzentrationslagers stellte sogar Originalfotos zur Verfügung, auf denen die echten Bären, Paviane und Hirsche im Zoo von damals zu sehen waren.

Bis kurz vorher gab jeder das Letzte…gewisse Textstellen wollten einfach nicht in den Kopf, die richtige Theaterschminke wurde erst sehr spät geliefert… die Spannung, aber auch die freudige Erwartung stieg.

Am Abend der Aufführung trafen sich alle schon viel früher, um sich in Ruhe vorbereiten zu können. Jede/r wusste, was zu tun war und so konnten dann die Eltern und Freunde pünktlich um 18 Uhr erleben, wie die SuS der IIIe selbstbewusst und wie selbstverständlich in ihre Rollen schlüpften, die Souffleusen an ihrem Platz waren und das Technikteam dafür sorgte, dass bestimmte Momente effektvoll in Szene gesetzt werden konnten. Ein besonderes Highlight war sicher auch, dass eine Schülerin eine entscheidende Szene durch ihr Geigenspiel einrahmte und dieser somit viel Ausstrahlung verlieh.

Der lang anhaltende Applaus am Ende und die zahlreichen anerkennenden Äußerungen, die hinterher zu hören waren zeigten, wie beeindruckt die Anwesenden von den schauspielerischen Leistungen und dem z. T. großen Textumfang, den einige SuS zu bewältigen hatten, waren…

So war dieses Stück neben einer tollen Gruppenerfahrung vor allem aber „ein poetisches Plädoyer für Zivilcourage und den daraus resultierenden Konsequenzen – ein Stück über die Entscheidung, Zuschauer zu bleiben oder nicht!“ (Staatstheater Kassel)

J. Krug/M. Schalles

Hinweisschild zum Zoologischen Garten Buchenwald