Die Bühne im Sturm erobert.

Reformschüler spielten eine Shakespeare-Adaption

In der Meteorologie versteht man unter dem „Auge“ (eines Sturms) das nahezu windstille Zentrum inmitten eines Wirbelsturms. Im Stück ist es die kleine Insel, auf der Prospero herrscht, ein Edelmann aus Mailand, der einst mit seiner Tochter Miranda vor der Unbill der Welt floh, um sich auf der Insel voll und ganz einer friedlichen Nutzung von Magie und Alchemie hinzugeben. Er befreit einen Geist, der ihm seither als treuer Diener zur Seite steht. Unmerklich ist Prospero aber zu einem selbstherrlichen Tyrann geworden, dem nun aber seine pubertierende Tochter Paroli bietet. Nach einem heftigen Streit, lässt Miranda ihrer Wut freien Lauf und beschwört einen Sturm herauf, in den der Seemann Trinculo und die Ausreißerin Stefanie geraten. Ariel rettet die beiden, und Miranda – zerknirscht wegen ihrer Tat verliebt sich in Trinculo. Doch ist abzusehen, dass die beiden in Gefahr sind, wenn sie Prospero erst einmal entdeckt. Miranda, die sich Hals über Kopf in Trinculo verliebt hat, will die beiden retten.

Charles Way, der Brite aus Leeds, hat Shakespeares „The Tempest“ in ein wunderbares Stück für Jugendliche umgeschrieben, indem er auf den bösen Caliban verzichtet und Trinculo und Ferdinand zu einer Figur verschmolzen hat. Die Geschichte wird weitgehend aus der Perspektive von Miranda erzählt. Die Loslösung vom Vater, die mit dessen Entmachtung einhergeht, ist der Beginn einer umfassenden Befreiung, die auch Ariel ereilt.

Zugleich wird sich Miranda ihrer eignen Verantwortung in dem Prozess bewusst. Mutig betritt sie das Boot, das sie in eine Welt und Zukunft bringen wird, die verworren und möglicherweise auch noch um einiges schlimmer sein könnte als das scheinbar „heile“ Inselparadies. Was sie stärkt sind neu gefundene Freundschaft und Liebe, eine Liebe, der sie sich trotz schlechter Prognosen und Erfahrungen stellt und öffnet.

„Wer bin ich? Und wohin gehe ich?“ Man darf gewiss sein, dass Miranda sich diese Kantschen Fragen in ihrer aufrichtigen Art zu beantworten wissen wird.


Die Mitwirkenden

Prospero Szene 1 + 3: Hannan El Mikdam Lasslop, Szene 5: Amelie Fleischhut, Szene 7: Lukas Schupp, Szene 10 +11: Minne Günther, Szene 12: Selma El Mikdam Lasslop
Miranda, seine Tochter Szene 1: Selma El Mikdam Lasslop
Szenen 3 + 5: Antonia Michel, Szene 8: Feline Struckmann, Szene 9+10: Selma El Mikdam Lasslop, Szene 11: Maris Willmann, Szene 13: Amelie Ochs
Ariel, der Inselgeist Szene 1: Minne Günther, Szenen 3+7: Amelie Fleischhut, Szene 5: Maris Willmann, Szene 8: Selma El Mikdam Lasslop, Szenen 11 + 12: Lukas Schupp
Trinculo, ein Seemann Szene 2: Lukas Schupp, Szene 4: Selma El Mikdam Lasslop, Szene 6: Minne Günther, Szene 8: Amelie Ochs, Szenen 9 + 10: Feline Struckmann, Szene 11: Antonia Michel, Szene 13: Hannan El Mikdam Lasslop
Stephano/Stephanie Szene 2 + 6: Amelie Ochs; Szene 4: Feline Struckmann; Szene 8: Antonia Michel; Szenen 9 + 10: Hannan El Mikdam Lasslop; Szene 11: Amelie Fleischhut, Szene 13: Maris Willmann
Licht- und Musiktechnik Jaro Habiger, Eric von Pein
Regie Peter Will

Plakat zu „Im Auge des Sturmes“

Der Autor, Charles Way, wurde 1955 in Devonshire geboren und begann nach seiner Ausbildung als Schauspieler, Stücke für junge Menschen zu schreiben. Sein Stück „Im Auge des Sturms“ ist der Versuch, Shakespeares Stück „Der Sturm“ aus der Perspektive von Miranda neu zu erzählen.