Lesekonzept der Reformschule.
Einleitung.
Lesefähigkeit ist eine Schlüsselkompetenz, die die Möglichkeiten eines Kindes zum Lernen in allen anderen Bereichen in starkem Maße beeinflusst. Der Erwerb dieser Fähigkeit ist mit dem Ende der Grundschulzeit keineswegs abgeschlossen. Dies wird beispielsweise an Schwierigkeiten deutlich, die Schülerinnen und Schüler der Stufe III (Jg. 6 – 8) bei der Rezeption von zunehmend anspruchsvolleren Sachtexten noch haben, mit denen sie im Projektbereich arbeiten. Die Reformschule als Schule für Fünf- bis Sechzehnjährige arbeitet daher an einem Lesekonzept, das den Weg vom Lesenlernen und der Freude am Lesen in der Stufe I bis zum Ausbau von Lesekompetenzen einschließlich der Aneignung einer stabilen Lesemotivation bei Jugendlichen beinhalten soll.
Auf folgende Bausteine eines schulischen Lesekonzepts haben wir uns verständigt:
- Lesekultur
- Leseerwerb im Anfangsunterricht
- Mit Texten umgehen
- Diagnostik und Förderung
- Lesen im Fremdsprachenbereich
- Kooperation mit Eltern
Zu den angeführten Bereichen wurde zunächst ein Erfahrungsaustausch durchgeführt; die bisherige Praxis wurde beschrieben und Möglichkeiten der Weiterentwicklung vereinbart.
1. Lesekultur
In ihrem Beitrag „Lesen als Basiskompetenz in der Mediengesellschaft“ hat Bettina Hurrelmann sehr griffig beschrieben, dass ein Konzept von Lesekompetenz auch „motivationale, emotionale und interaktive Teilkompetenzen“ berücksichtigen muss. Ohne diese sei das Lesen nur sehr schwer zu fördern. „Das Motiviert-sein zum Lesen ist selbst ein Teil alltagskultureller Lesekompetenz.“ (ebd.)
Am Bestreben, bei den Schülerinnen und Schülern eine stabile Lesemotivation anzubahnen, setzt die Entwicklung einer „Lesekultur“ in der Reformschule an. Dass Bücher zum Leben dazu gehören und wie sie es bereichern, soll auf vielfältige Weise in der Schule erfahren werden können. Dazu gehören Erlebnisse von Genuss und Unterhaltung ebenso wie die Vermittlung von Sachwissen oder die Orientierung in Problemlagen.
Bereits in der Stufe I bei den Fünf- bis Achtjährigen wird versucht, den vielfältigen Gelegenheiten zum Lesen, die der Schulalltag bietet, Raum zu geben. Ob Tagesplan und Datum oder der Speiseplan für das Mittagessen: Die Notwendigkeit zu lesen soll von den Kindern in möglichst vielen Situationen erfahren werden.
Auch das Vorlesen durch die Lehrer/innen spielt in den ersten Jahren eine wichtige Rolle. Hierbei tauchen die Kinder bereits in anspruchsvollere Texte der Kinderliteratur ein, für die ihre eigene Lesefertigkeit oft noch nicht ausreicht.
Bei der Ausstattung der Gruppenräume wurde darauf geachtet, dass neben Büchern möglichst viele verschiedene ansprechende und auf die unterschiedlichen Lernniveaus ausgerichtete Materialien zur Verfügung stehen: Lesespiele, zum Beispiel Lesetrainer, Puzzles, Memories, Leserollen und Lesekärtchen werden im Rahmen von Arbeitsplan und Freier Arbeit genutzt. Ein Angebot von dialogischen Texten lädt zum Lesen mit verteilten Rollen ein. Für das Erarbeiten von „Lesespurheften“ in verschiedenen Schwierigkeitsgraden werden Urkunden bis zur „Lesespurmeisterurkunde“ vergeben. („Lesespurhefte“ enthalten Texte zu kindgemäßen Themen; die richtige Reihenfolge der Textabschnitte muss mit Hilfe von Hinweisen im Text und einem Bild mit Zahlen herausgefunden werden; durch ein Notieren der Reihenfolge der Textabschnitte erhält die Lehrerin eine leicht zu überschauende Kontrollmöglichkeit.)
Bei jedem Stufenwechsel sollen den Kindern zum einen vertraute Strukturen erhalten bleiben, zum anderen werden aber auch neue Herausforderungen und Anregungen an sie herangetragen. Welche Vorhaben und Institutionen die Lesekultur der einzelnen Stufen an der Reformschule jeweils prägen, zeigen die nachfolgenden Zusammenstellungen. Dabei wird unterschieden zwischen Aktivitäten, die in allen Gruppen einer Stufe realisiert werden und solchen, die nur in einigen Gruppen Praxis sind; diese wurden mit dem Zusatz „fakultativ“ gekennzeichnet.
Eine kurze stufenbezogene Bewertung mit Vereinbarungen zur Weiterentwicklung ist jeweils angefügt.
1.1 Lesekultur in Stufe I (Jahrgang 0 – 2)
Vorlesen durch die Lehrer/innen | Die Lehrer/innen lesen Bücher vor. |
Zeitlich festgelegte Lesezeiten | Alle Kinder lesen selbst oder lassen sich von anderen vorlesen. |
Vorlesen der Wochengeschichten | Die selbst geschriebenen Wochengeschichten werden im Kreis vorgelesen. |
Vorlesen eines vorbereiteten Textes | Wöchentlich lesen zwei oder drei Kinder eine vorbereitete Lektüre im Kreis vor. |
Lesespurhefte lesen | (fakultativ) Insgesamt 26 sog. „Lesespurhefte“ werden nach und nach von den Kindern erarbeitet; es gibt Urkunden nach 3, 13 und 26 Heften. |
Lesepatenschaften | (fakultativ) Leseschwache Kinder lesen gemeinsam mit Kindern, die bereits gut lesen können. |
Nutzung der Schulbibliothek | Zu abgesprochenen Unterrichtszeiten und in den Pausen lädt die Schülerbücherei zum Schmökern ein. Bücher können ausgeliehen werden. |
Lesen im Rahmen der Themenarbeit | Bereits in der Stufe I der Reformschule nimmt die Arbeit an Themen einen breiten Raum ein. Leseaufträge werden hier angebunden, Sachtexte erschlossen. Stark motivierende Leseanlässe sind in diesem Zusammenhang die „Wunschthemen“. |
Im Erfahrungsaustausch der im Anfangsunterricht arbeitenden Kolleg/innen wurde festgestellt, dass die verschiedenen Teams in ihrem Unterricht unterschiedliche Schwerpunkte ausgebaut haben. Es wurde deshalb folgende Vereinbarung getroffen:
Im Schuljahr 2007/08 wird von den Kollegen/innen der Stufe I eine Materialsammlung erstellt, in der bewährte und als Anregung für andere empfohlene „Leseaktivitäten“ ausführlicher beschrieben werden. Diese Sammlung soll in den darauf folgenden Schuljahren weiter ergänzt bzw. verändert werden.
1.2 Lesekultur in Stufe II (Jahrgang 3 – 5)
Vorlesen durch die Lehrer/innen | Die Lehrer/innen lesen regelmäßig Bücher vor. Zum Teil übernehmen einzelne Schüler/innen Passagen, auf die sie sich jeweils vorbereiten. |
Festgelegte Lesezeiten, z. B. als „Schmökerzeit“ | Die Kinder bringen entweder von zu Hause Bücher mit oder wählen sich aus dem Buchbestand im Gruppenraum etwas aus; alle lesen. |
Vorlesen der „Freien Texte“ (fakultativ) | Die selbst geschriebenen „Freien Texte“ werden im Kreis vorgestellt. |
Buchvorstellung | Je zwei Kinder wählen vorab „Lieblingsbücher“ aus, die sie in ca. 10 Minuten vorstellen und Ausschnitte daraus vorlesen. Danach erfolgt jeweils eine Reflexion durch die Gruppe, in der sowohl auf das ausgewählte Buch, als auch auf den Lesevortrag eingegangen wird. |
Gemeinsam ein Kinderbuch lesen | In jedem Schuljahr wird gemeinsam ein Buch (Ganzschrift) gelesen. |
Lesenacht (fakultativ) | Einmal im Schuljahr übernachtet die Gruppe in der Schule. Bis weit in den Abend wird entweder gemeinsam eine Lektüre gelesen oder jede/r liest für sich in mitgebrachten Büchern. |
Tag des Buches | Jährlicher Projekttag der Stufe II in zeitlicher Nähe zum „Welttag des Buches“ am 23. April mit gruppenübergreifenden Angeboten rund ums Lesen, z. B. Krimis, Gedichte, Märchen, Comics, Sachtexte … |
Schulbibliothek | Zu abgesprochenen Unterrichtszeiten und in den Pausen lädt die Schülerbücherei zum Schmökern ein. Es gibt Führungen für die Gruppen mit einer Einführung in die Systematik. Bücher können ausgeliehen werden. |
Kinder- und Jugendbücherei der Stadt Kassel | Im Laufe der Stufe II besucht jedes Kind wenigstens ein Mal mit seiner Gruppe die Kinder- und Jugendbücherei und nimmt dort an einer Führung teil. |
Autorenlesung (fakultativ) | Sporadisch werden Autorinnen oder Autoren zu einer Lesung eingeladen. |
Folgende Vereinbarungen werden getroffen:
Insbesondere zu den Aktivitäten, die bisher nur in einzelnen Gruppen erprobt wurden, soll ab dem Schuljahr 2007/08 ein Erfahrungsaustausch zur gegenseitigen Anregung stattfinden. Im Rahmen dieser Arbeit wird eine Materialsammlung erstellt, die auch hilfreiche Checklisten, Adressen und Kontakte enthält.
1.3 Lesekultur in Stufe III (Jahrgang 6 – 8)
Lektüren |
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Vorlesewettbewerb im Jahrgang 6 (Stufe III) |
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Lesenacht (fakultativ) |
gemeinsames Lesen, gemeinsames Kochen und Essen und Übernachtung in der Schule mit ausgewählter Lektüre (z.B. Harry Potter) |
Buchvorstellung |
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Autorenlesung (fakultativ) |
bisher nur selten durchgeführt, da sie oft sehr teuer sind. |
Bibliotheken | neben der Schulbibliothek werden die städtischen Büchereien regelmäßig im Rahmen der Projektarbeit genutzt |
Projekte (fakultativ) |
Schülerinnen und Schüler wählen im Rahmen des freien Projekts einen Autor oder ein Buch aus, zu dem sie eine Projektarbeit erstellen. |
1.4.Lesekultur in Stufe IV (Jahrgang 9 – 10)
Buchvorstellung | wie Stufe III, jedoch mündlicher Vortrag über Form, Inhalt und Aussage des Buches |
Projekte und Halbjahresarbeiten |
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Bibliotheken | neben der Schulbibliothek werden die städtischen Büchereien regelmäßig genutzt |
Autorenlesung (fakultativ) |
bisher nur selten durchgeführt, da sie oft sehr teuer sind |
Theaterbesuche (fakultativ) |
Angebot, mit Schülerinnen und Schülern Theaterstücke zu besuchen (freiwillig) |
Für die Stufen III und IV werden folgende Vereinbarungen getroffen:
Im Schuljahr 2007/08 soll ein Austausch über die Erfahrungen mit dem „Tag des Buches“ in der Stufe II durchgeführt werden.
Über die Einführung von einem „Tag des Buches“ in den Stufen III/IV soll beraten und entschieden werden.
Autorenlesungen bzw. ein Engagement professioneller Vorleser (Schauspieler/innen) sollen verstärkt in den Unterricht einbezogen werden. Finanzierungsmöglichkeiten (z.B. Elternspende, Förderverein, Sponsoren) sind zu prüfen.
2. Leseerwerb im Anfangsunterricht
Das Lernen des Lesens ist eine äußerst komplexe Anforderung an das Kind. Viele der geforderten Fähigkeiten entwickeln sich im Laufe der Auseinandersetzung mit der Schriftsprache, andere sind entwicklungsbedingte Voraussetzungen zum Erlernen des Lesens.
Da die Reformschule „0“-er, das heißt fünfjährige Kinder aufnimmt, sind diese Voraussetzungen besonders breit gestreut. Bei einigen fehlt noch die wesentlichste Leselernvoraussetzung, nämlich das Interesse am Lesen, an dessen Funktion und Zweck, während andere Kinder schon ein breites Vorwissen mitbringen und in kurzer Zeit selbstständig alle altersgemäßen Texte allein lesen können.
Diese großen Unterschiede in der Entwicklung und die große Unterschiedlichkeit, die Kinder allgemein aufweisen, machen es notwendig, verschiedene Methoden zum Leseerwerb parallel anzubieten.
Reformschule arbeitet nach dem Konzept von Reichen „Lesen durch Schreiben“ | Die Kinder erhalten eine Anlauttabelle und erlernen entsprechend dieser Methode das Lesen. Lautorientierung Intensive Übungen zur phonologischen Bewusstheit werden durchgeführt. Es gibt vielfältige Arbeitsgruppen und Spiele zur Laut-Bild-Zuordung. |
Handzeichen | Für die Buchstaben können auch Handzeichen eingeübt werden, um den Leselernprozess zu unterstützen. |
Phonematische Übungen | Das Hören und Erkennen von Lauten, Silben und Reimen wird in Kleingruppen systematisch geübt. |
Optische Differenzierungsübungen | Übungen zur visuellen Wahrnehmung, zur Raumlage und dann auch zur Graphem-Phonem-Korrespondenz werden in Kleingruppen angeboten. |
Lesenvorbilder | Schüler/innen, die erst kürzlich das Lesen erlernt haben, schreiben und lesen mit den Nichtlesern. |
3. Mit Texten umgehen
Der Umgang mit Texten verändert sich im Laufe der Jahre, die ein Kind die Schule besucht. In den ersten Jahren ist es sicherlich wichtig festzustellen, dass man Texte lesen und verstehen kann. Später wird es immer wichtiger, Textsorten zu unterscheiden und deren charakteristische Merkmale kennen zu lernen. In den weiteren Schuljahren tritt die Reflexion von Texten in den Vordergrund, die Bearbeitung bzw. Interpretation von Texten erhält einen größeren Stellenwert.
3.1 Stufe I (Jahrgang 0 – 2)
Lernen von Gedichten | In allen Gruppen wird regelmäßig ein neues Gedicht eingeführt und erlernt. |
Gestaltung von Gedichten | Im Rahmen von Monatsfeiern werden auch Gedichte vorgestellt. Dabei kann der Textvortrag durch von den Kindern gestaltete Bilder und/oder Vertonungen ergänzt werden. |
Gedichte als Themen | In Unterrichtseinheiten beschäftigen sich die Kinder mit Gedichten. Sie verfassen eigene Reime, Verse und kleine Gedichte (fakultativ). |
Lesen von Ganzschriften; Kinderbüchern | Es werden Kinderbücher vorgelesen und von den Kindern bearbeitet. Die Schüler/innen erfinden eigene Kapitel und Fortsetzungen, malen Bilder oder spielen Szenen nach (fakultativ). |
Märchen als Thema | Die Schüler/innen lernen Märchen kennen. |
Buchvorstellungen der Kinder (fakultativ) | Jede Woche lesen ein oder zwei Kinder aus eigenen Büchern vor und stellen diese dabei kurz der Gruppe vor. |
Im Rahmen der Themen werden altersgemäße Sachtexte aus verschiedenen Quellen bearbeitet (Sachbücher, Zeitschriften, Schulbücher, Internet (fakultativ)). Die Texte werden von älteren Schüler/innen oder dem/der Lehrer/in vorgelesen. | Die Kinder haben Fragen zu ihren Themen und bearbeiten die Texte, um diese zu beantworten. Inhalte der Texte werden zusammengefasst. |
Umgang mit „Rechengeschichten“ im Mathematikunterricht | Die Kinder lernen, Aussagen eines Textes in einer mathematischen Aussage zu formulieren. |
In den verschiedenen Gruppen sind auch hier unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt.
Einige Inhalte werden nur im Drei-Jahres-Rhythmus angeboten, wie zum Beispiel Märchen, andere sind Bestandteil jeder Unterrichtswoche, zum Beispiel das Vorlesen der Wochengeschichten durch Schüler/innen.
3.2 Stufe II (Jahrgang 3 – 5)
Lernen von Gedichten | In der Stufe II werden in den Gruppen unterschiedlich häufig Gedichte auswendig gelernt, in manchen Gruppen werden Gedichthefte als Sammlungen geführt. |
Kennen lernen von Gedichtmerkmalen und verschiedenen Gedichtformen | Im Rahmen von Unterrichtseinheiten werden Gedichte als literarische Gattung behandelt. |
Lesen von Ganzschriften | In der Regel wird eine Ganzschrift pro Schuljahr gelesen und intensiv bearbeitet. Außerdem werden Kinderbücher in Vorlesezeiten über das Schuljahr verteilt von der Lehrerin vorgelesen. |
Kennenlernen von Kinder- und Jugendbüchern | Über das Lesen von Ganzschriften hinaus werden Buchvorstellungen durchgeführt, entweder im Rahmen von Unterrichtseinheiten oder in regelmäßigen Lesekreisen. |
Literarische Texte zum Üben des sinnerfassenden Lesens Umgang mit literarischen Gattungen, wie z.B. Märchen, Fabeln, Schwänke, Sagen, Legenden… |
Ausgewählte und altersangemessene Texte werden als Übung für das sinnerfassende Lesen eingesetzt. |
Im Rahmen der thematischen Einheit werden altersgemäße Sachtexte aus verschiedenen Quellen bearbeitet (Sachbücher, Zeitschriften, Schulbücher, Internet, Nachschlagewerke) | Zu den verschiedenen Themen, die von den Gruppen der Stufe II bearbeitet werden, nutzen die SchülerInnen Sachtexte, um kleine Vorträge zu erarbeiten oder einen Ausstellungsbeitrag zu erstellen. |
Sachtexte zum Üben des sinnerfassenden Lesens und zum Erwerb einer sinnvollen Vorgehensweise bei der Erarbeitungeines Themas. | Anhand von Sachtexten wird gezielt durch das Beantworten von Fragen bzw. durch ein Training von Methoden zum Umgang mit Texten das sinnerfassende Lesen und das Entnehmen von wichtigen Informationen geübt. |
Umgang mit Sachaufgaben im Mathematikunterricht | Textverständnis und Mathematisierung von Aussagen des Textes werden geübt sowie Darstellungsformen, die die Klärung des Sachverhaltes unterstützen (z.B. Skizzen, Rechenbäume etc.) |
Ein Weiterentwicklungsbedarf wird vor allem im dem Bereich „Umgang mit Sachtexten“ gesehen. Dazu wird folgende Vereinbarung getroffen:
Im Rahmen einer Arbeitsgruppe sollen Beispiele erarbeitet werden, die zeigen, wie Sachtexte erschlossen und bearbeitet werden können. Eine einheitlichere Vorgehensweise und konzeptionelle Fortentwicklung in diesem Bereich ist wünschenswert.
3.3 Stufe III (Jahrgang 6 – 8) und Stufe IV (Jahrgang 9 – 10 )
Für die Stufen III und IV wurde eine Einteilung in literarische Texte unterschiedlicher Gattung und Sachtexte vorgenommen, da hier eine Trennung auch häufig in den Unterrichtsfächern liegt. So sind unter literarische Texte unterschiedlicher Gattung in erster Linie die Texte gemeint, die im Deutschunterricht bearbeitet werden. Dazu zählen unter anderem Gedichte, Kurzgeschichten, Romane, Dramen, Erzählungen usw.
Sachtexte spielen vor allem im Projektbereich eine besondere Rolle. Zu diesen Texten werden neben klassischen Sachtexten (z.B. Artikel, Berichte) auch Diagramme, Statistiken und Schaubilder gezählt.
Der Stufenwechsel von Stufe II in Stufe III, d.h. vom Jahrgang 5 in den Jahrgang 6, ist mit der Schwierigkeit verbunden, Texte intensiver zu erschließen (Übergang von der Texterfassung zur Texterschließung), auf wesentliche Inhalte zu reduzieren und in den wichtigsten Punkten wiederzugeben, mündlich und schriftlich. Um diesem Problem zu begegnen wird folgendes vereinbart:
Im Schuljahr 2007/08 wird probehalber das Kompetenzraster der Steinwaldschule in Neukirchen (s. Anlage) für den Jahrgang 6 eingeführt. Hier kann der/die Schüler/in in Form einer Selbstevaluation die individuelle Lesekompetenz feststellen und verbessern.
Die Erfahrungen, die damit gemacht wurden, werden von den Deutschlehrern/lehrerinnen der Stufe III ausgewertet.
In der Stufe IV (Jahrgänge 9 – 10) liegt dann neben der Rezeption und Wiedergabe von Texten unterschiedlicher Gattung die Schwerpunktsetzung auf der Textanalyse und Textinterpretation. Die folgende Tabelle stellt einen Überblick über die methodische Herangehensweise an Texte und deren Bearbeitung dar. Alle genannten Methoden werden im Laufe der Stufen III/IV angewendet. Die Häufigkeit der Anwendung richtet sich nach der Textsorte.
Texterfassung |
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Texterschließung |
Schwerpunkte in Stufe IV (mündlich und schriftlich):
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Kreative / handlungsorientierte Formen der Interpretation (fakultativ) |
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4. Diagnostik und Förderung
Mit der Einführung von einheitlichen Tests (z.B. Stolperwörtertest, Salzburger Lesescreening) wird ein standardisiertes Instrumentarium genutzt, um individuelle Lesekompetenz festzustellen und Schwächen besser zu erkennen. Jedoch sollten Tests nicht überbewertet werden, um individuelle Bedürfnisse, Kompetenzen, Schwächen und Vorlieben der Schüler/innen nicht aus dem Blick zu verlieren. Das Bewusstsein für schwache Schüler/innen im Bereich der Lesekompetenz und auch der Rechtschreibung existiert nicht erst seit der Einführung von Lesetests.
Die Förderung schwächerer Schüler/innen stellt hingegen ein größeres Problem dar. Gruppenübergreifende Förderkurse zur Verbesserung der Lesekompetenz und Legasthenieförderkurse sind ab Stufe II ein fester Bestandteil des schulischen Angebots. Dabei muss darauf geachtet werden, dass eine intensive Förderung nur in kleinen Gruppen gewährleistet werden kann.
In extremen Fällen von Legasthenie ist oft nur eine individuelle Förderung oder eine Förderung in Kleinstgruppen sinnvoll, die nicht immer durch die Schule zu leisten ist. Es erscheint fraglich, ob Lehrerinnen und Lehrer über ausreichende Qualifikationen sowohl hinsichtlich der Diagnose als auch der Förderung verfügen.
Diagnostik |
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Förderung |
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Folgende Vereinbarung wird getroffen:
In der Stufe I wird in allen Gruppen zu einem Zeitpunkt, auf den sich die Stufe verständigt, der Lesetest „Stolperwörter“ durchgeführt. Auffälligkeiten sind Anlass für eine evtl. differenziertere Diagnostik und individuelle Förderpläne.
Diagnostik |
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Förderung |
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Es wird vereinbart, ab dem Schuljahr 2006/07 für die Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs 5 am Ende des Schuljahres das Salzburger Lesescreening durchzuführen.
Der Bereich der Diagnostik bezieht sich auf die Stufe III, da in der Stufe IV eine Feststellung der Lesekompetenz nicht mehr erfolgt.
Hingegen ist die Förderung der Lesekompetenz nicht mit dem Jahrgang 8 abgeschlossen, sondern setzt sich auch weiter fort.
Diagnostik |
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Förderung |
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Es wird vereinbart, ab dem Schuljahr 2006/07 das Salzburger Lesescreening durchzuführen. Schülerinnen und Schüler, die am Ende des Jahrgangs 5 in diesem Test schwache oder unterdurchschnittliche Ergebnisse zeigten, sollen am Ende des Jahrgangs 6 nochmals überprüft werden.
5. Lesen im Fremdsprachenunterricht
Der Fremdsprachenunterricht beginnt im Fach Englisch mit dem 3. Schuljahr. In den ersten beiden Lernjahren (Jahrgang 3 und 4) liegt der Schwerpunkt auf Hörverstehen und Sprechen. Die Schüler/innen lernen Wörter und kleine Texte überwiegend durch Nachsprechen und das Singen von Liedern. Das Lesen von Wörtern oder kleinen Texten wird nur in geringem Umfang praktiziert. Um sicher zu stellen, dass der Sinn kurzer Texte verstanden wurde, werden einfache Fragen mündlich beantwortet oder z.B. Bilder zu Gehörtem gemalt.
Auch in den ersten Wochen des Französischunterrichts im Jahrgang 6 wird nur gehört und (nach-)gesprochen. Der zu lesende Text bekommt erst nach und nach größere Bedeutung, da besonders in der französischen Sprache der Zusammenhang zwischen korrektem Sprechen, Lesen, Schreiben und der Grammatik sehr komplex ist.
Das weitere Lesen im Fremdsprachenunterricht ist in den Jahrgängen 5 (Englisch) bzw. 6 (Französisch) – 8 hauptsächlich an den Texten des jeweils eingeführten Lehrwerks orientiert. Dabei wird besonders in den ersten beiden Lernjahren überwiegend laut gelesen, um sicher zu stellen, dass Intonation und Aussprache korrekt erlernt werden. Zudem wird auf die Leseflüssigkeit und Lesepraxis geachtet. Die Festigung bzw. Erweiterung des Wortschatzes ist bei jedem gelesenen Text von Bedeutung. Textverständnis wird über einfache Fragen gesichert. Diese Fragen können mündlich oder schriftlich beantwortet werden.
Ab ca. Jahrgang 7 wird auch das stille Lesen eingeführt. Die oben genannten Schwerpunkte beim Lesen in der Fremdsprache gelten natürlich weiterhin, werden jedoch im schriftlichen Bereich erweitert. Es kommt die inhaltliche Zusammenfassung (summary bzw. resumee) dazu. Die Texte werden umfangreicher, komplexer und die Inhalte anspruchsvoller. Neben der schriftlichen Wiedergabe gelesener Texte erfolgt ebenso eine mündliche Reproduktion bzw. Darstellung in Form von Vorträgen oder Projekten.
In den Jahrgängen 9 und 10 wird nicht mehr mit einem Lehrbuch gearbeitet, sondern die Texte werden von den Lehrer/innen (in Einzelfällen auch mal von Schülern/innen) ausgewählt. Der Umgang mit Texten erstreckt sich von Sachtexten (z.B. aus Zeitung, Internet) über literarische Texte wie Kurzgeschichten, Erzählungen oder Fabeln bis zu Songs und Gedichten. Neben der Festigung und fortführenden Übung von inhaltlichen Zusammenfassungen (summary bzw. resumee) wird das Textverständnis durch Ansätze von Charakteristiken und Interpretationen ergänzt.
Für jedes Lernjahr ist das Lesen einer dem Leistungsstand entsprechenden Lektüre vorgesehen, da diese Texte inhaltlich mehr Anreiz zum Lesen, Sprechen und Bearbeiten bieten als Lehrbuchtexte. Folgendes Vorhaben ist für das kommende Schuljahr geplant:
Es sollen Buchvorstellungen optional ab Jahrgang 7 angeboten werden, um Erfahrungen zu sammeln, ob sich eine solche Vorgehensweise bei der Leistungsheterogenität der Gruppe praktizieren lässt.
6. Kooperation mit Eltern
Erwerb und Ausbau von Lesekompetenz gehören zu den Kernaufgaben der Schule; sie können aber in allen Altersstufen durch Eltern entscheidend unterstützt werden. Der Schule kommt in der Zusammenarbeit mit Eltern vor allem eine beratende Funktion zu, die sich auf folgende Schwerpunkte bezieht:
Im Rahmen von Elternabenden und/oder individuellen Gesprächen mit Eltern wird auf die zentrale Bedeutung des Vorlesens hingewiesen. Vorlesen ist als ein idealer Zugang zur späteren Lesekompetenz anzusehen, denn die kindlichen Zuhörer aktivieren ohne die Mühe des Dekodierens von Schrift bereits die wichtigsten Strategien des Textverstehens. Besonders wichtig ist dabei der auf das Kind bezogene kommunikative Rahmen der Vorlesesituation. Dieser Moment des sozialen Bezugs, in dem Eltern flexibel auf die spezifischen Erklärungs- und Gesprächsbedürfnisse des Kindes eingehen können, fehlt, wenn Kinder z.B. Hörbücher hören.
- Eltern sollten eine Vorstellung davon gewinnen, welche Voraussetzungen zum Lesenlernen notwendig sind und wie die Kinder in der Stufe I in diesem Bereich arbeiten. Durch themenbezogene Elternabende, Vorstellung von Unterrichtsmaterialien und Hospitationsangebote kann diesem Anliegen Rechnung getragen werden.
- Die Eltern haben die Möglichkeit, die Lehrer/innen bei Lesezeiten in der Gruppe oder anderen Leseaktivitäten (z.B. Lesenacht) zu unterstützen.
- Bei auftretenden Schwierigkeiten wird im Gespräch mit den Eltern geklärt, wie sie ihr Kind beim Lesen zu Hause unterstützen können.
In den Stufen III und IV findet die Kooperation mit den Eltern im Rahmen von Förderplänen und individuellen Absprachen statt. Zudem ist es hilfreich,
- wenn die Schüler/innen motiviert werden, regelmäßig eine Tageszeitung zu lesen,
- geeignete Zeitschriften anzubieten,
- eine familiäre Lesekultur zu pflegen und den Umgang mit elektronischen Medien zu kontrollieren.