Bericht der Schulleitung

Revisions- und Planungsgespräch 2024.

2. Sachstand zu den Schulentwicklungsaufträgen

Seit dem 20.09.2021 gibt es einen bis zum 31.07.2024 und dann verlängert bis zum 31.07.2025 gültigen Versuchsschulerlass für die Reformschule, in dem insgesamt fünf Aufgabenfelder genannt sind.

Heute soll nun eine Zwischenbilanz erfolgen, welcher Sachstand für die einzelnen Punkte besteht und wie die Weiterarbeit erfolgt.

2.1. Beratung und Begleitung allgemeinbildender Schulen in Hessen

 

  • Hospitationen haben in den letzten Jahren regelmäßig stattgefunden. Neben regelmäßigen Besuchen von Studierenden der Universität Kassel waren auch verschiedene Studienseminare sowie Kolleginnen und Kollegen interessierter Grund- und Sekundarstufenschulen zu Gast bei uns. Dabei wurde schwerpunktmäßig nach dem allgemeinen reformpädagogischen Konzept der Reformschule gefragt, aber auch spezielle Fragen nach unserem fächerübergreifenden Unterricht sowie Fachunterricht gestellt. Aktuell haben wir Anfragen vom „elternbund hessen“ zum Thema Inklusion sowie der Georg-Büchner-Schule Erlensee zum jahrgangsübergreifenden Deutschunterricht in der Sekundarstufe.
  • Im Rahmen der Zusammenarbeit mit der Lehrkräfteakademie haben weitere Fortbildungen zu „Bausteine guten Nawi-Unterrichts“ stattgefunden. Mit der Umbenennung in „Abenteuer Naturwissenschaften“ hat sich die Fortbildungsreihe mittlerweile etabliert und ist ab diesem Schuljahr für alle Schulformen geöffnet. Die abgeordnete Kollegin, die im Oktober aus der Elternzeit kommt, wird dann bei der Koordination mitwirken.
  • Als Club of Rome Schule und Mitglied im Schulverbund „Blick über den Zaun“ treten wir als reformpädagogisch arbeitende Schule auf. In den Netzwerken arbeiten wir mit den anderen beteiligten Schulen zusammen, tauschen uns aus und stehen auch dort als Ansprechpartner zur Verfügung. Im Juni 2023 fand eine Netzwerkkonferenz der Club of Rome Schulen in Hamburg an der Max-Brauer-Schule statt. Zum Thema „Gemeinsam gestärkt Richtung Zukunft – Resilienz durch Kooperation“ entstanden engere Verbindungen zu denjenigen Schulen, die an den gleichen Thematiken interessiert sind. So fanden in dem Schuljahr 2023/24 verschiedene Hospitationsbesuche statt. Das Carl-von Ossietzky-Gymnasium aus Hamburg-Poppenbüttel besuchte uns für 2 Tage im Frühjahr und nahm besondere Einblicke in unsere Implementierung der iPad-Gruppen. Im Frühsommer besuchten Kolleginnen und Kollegen für 3 Tage sowohl die Max-Brauer-Schule als auch das Carl-von Ossietzky-Gymnasium in Hamburg und widmeten sich insbesondere den Einblicken in das digitale Lernen.
  • Im Schulverbund „Blick über den Zaun“ kam es im vergangenen Jahr zum Abschluss einer Lernwerkstatt, an der sieben Kolleginnen und Kollegen teilgenommen hatten. Eine weitere pädagogischen Werkstatt „Lernen: individuell und gemeinsam“ hat im September begonnen, an der drei Kolleginnen aus der Grundstufe und eine Kollegin aus der Sekundarstufe teilnehmen.
  • Im Rahmen des Neubaus und der Umgestaltung der Schule Hegelsberg ist die Schulleiterin der Reformschule in beratender Funktion Mitglied in der „Schulgruppe Hegelsberg“, die sich aus der Schulleiterin der Schule Hegelsberg, dem Schulaufsichtsbeamten, dem ehemaligen Pädagogischen Leiter des SSA und einer Moderatorin (ehemalige Amtsleitung des Schulamtes Bebra) zusammensetzt. Bisher fanden fünf Treffen statt, an denen ein reger und konstruktiver Austausch und intensive Beratung über die Schulentwicklungsprozesse (IGS mit Grundstufe) an der Schule Hegelsberg erfolgte. Dabei wurden insbesondere Erfahrungen aus dem Schulbetrieb der Reformschule zur inhaltlichen Konzeption der Schule Hegelsberg vermittelt, die in weiteren bilateralen Gesprächen mit der Schulleiterin der Schule Hegelsberg vertieft werden sollen. Am 09.07.2024 fand ein Kooperationstag mit allen am Neubau bzw. an der Neukonzeptionierung beteiligten Gremien (Vertreterinnen und Vertretern von der Schule Hegelsberg, dem Schulamt, der Stadt Kassel und der Universität Kassel) statt. Weitere Kooperationstage sind in Planung.

2.2. Unterstützung von Schulen bei Umwandlung in PSES

Viele Schulen interessieren sich für das Konzept der Reformschule oder für Teilbereiche wie die Jahrgangsmischung oder den Projektunterricht. Wie oben beschrieben erfolgten viele Hospitationen. Allerdings liegen uns nur sehr wenige Rückmeldungen über konkrete Veränderungen oder beabsichtigte Veränderungsprozesse in den jeweiligen Schulen vor. Es ist daher beabsichtigt, einen Prozess zu installieren, der es ermöglicht, strukturiert Rückmeldungen zu erhalten. Insofern wäre es wünschenswert, wenn dieser geplante Rückmeldeprozess vom Schulamt begleitet werden könnte.

2.3. Fachtag 2024

 

Am 09.03.2024 fand der 8. Fachtag zur Binnendifferenzierung mit dem Titel „Projektorientiertes Lernen – binnendifferenziert, digitalisiert und

nachhaltig“ an der Universität Kassel statt, an dem auch der neue Kultusminister, Herr Schwarz, teilnahm. Die vier Versuchsschulen des Landes Hessen haben den Fachtag gemeinsam vorbereitet und die Workshops erstellt und angeboten. In zwei Impulsvorträgen von Prof. Dr. Klaus Zierer zum Thema „Digitale Medien im projektorientierten Unterricht: Chancen, Herausforderungen und nachhaltige Integration“ und Fabian Brandt zum Thema „Im 21. Jahrhundert wird die Welt immer unüberschaubarer. Wie navigiert man in dieser Situation durch sein Leben?“ wurde vor allem thematisiert, wie das Fachlernen durch digitale Medien optimiert und damit individuelle Lernwege unterstützt werden können. Dabei muss der Einsatz digitaler Medien kritisch betrachtet werden und die Medienkompetenz der Schülerinnen und Schüler gefördert werden. In insgesamt 16 Workshops konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einwählen und sich Anregungen für die eigene Schule bzw. das eigene Unterrichtssetting einholen. Die Auswertung des Fachtages zeigte ein durchweg positives Bild. Fast ausschließlich werteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Ziele der Workshops, die Inhalte, die Nachvollziehbarkeit, die Ideen für eine praktische Anwendung und den zeitlichen Rahmen als mehrheitlich gelungen (siehe Evaluation Fachtag).

2.4. Konzept zum Einsatz von digitalen Lernumgebungen

 

Unser Konzept zum Einsatz von digitalen Lernumgebungen wurde in den vergangenen Jahren weiterentwickelt. Seit dem letzten Schuljahr verfügen alle Schülerinnen und Schüler der Stufen III und IV über ein iPad, das privat angeschafft oder von der Schule zur Verfügung gestellt wurde. Die Arbeit mit den digitalen Endgeräten im Fach Projekt (Dokumentation, Recherche, Erstellen von digitalen Produkten wie Podcasts, PPT, Erklärvideos) mit der Möglichkeit der Kollaboration durch Vernetzung auch außerhalb der Schulzeit hat am 01.02.2024 begonnen. Im nächsten Schritt soll der Einsatz digitaler Tools in jedem Fach fest im Curriculum verankert werden. Dies bedeutet, dass Lehrpläne überarbeitet werden, um den gezielten Einsatz von iPads, Tablets, Laptops und fachspezifischer Software zu ermöglichen.

Ein weiterer Baustein des Konzepts war die Errichtung eines Maker Space-Raums an unserer Schule. Dieser Raum bietet den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, kreativ zu arbeiten, eigene Projekte zu entwickeln und zukünftig auch digitale Technologien wie 3D-Drucker, Lasercutter und programmierbare Mikrocontroller kennenzulernen und zu nutzen. Der Maker Space wird somit zu einem Ort, an dem Theorie und Praxis auf innovative Weise zusammengeführt werden. Neben dem eigenen Ausbau eines Maker Space vor Ort nutzen wir die Kooperation mit dem Medienzentrum Kassel, um die neuste Technik im Unterricht einsetzen zu können. Weiterhin wurde eine Digi-AG eingerichtet. Ausgebildete Medienscouts unterstützen im Rahmen einer AG die Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer in jeder gr. Frühstückspause bei digitalen Problemen (Ausleihe, Anwendung, Beratung, Fortbildung, Produktion…).

Um die digitale Transformation unserer Schule zu unterstützen, wurde der WLAN-Ausbau nahezu vollständig abgeschlossen. Zudem wurden alle Klassenräume mit modernen Smartdisplays ausgestattet, die den Unterricht multimedial bereichern und interaktive Lernmethoden ermöglichen.

Die Einführung digitaler Lernumgebungen erfordert nicht nur eine technische Ausstattung, sondern auch gut geschulte Lehrkräfte. Daher werden regelmäßige interne Fortbildungen für alle Kolleginnen und Kollegen angeboten, um sie im Umgang mit den neuen Technologien und didaktischen Konzepten zu schulen. Diese Fortbildungen decken verschiedene Themenbereiche ab, von der Bedienung der Smartdisplays bis hin zur Nutzung von Lernplattformen und digitalen Werkzeugen zur Unterrichtsgestaltung. Dazu liegt eine Evaluation vor.

Der Einsatz digitaler Lernumgebungen war auch Teil des Entwicklungsschwerpunkts im Rahmen der externen Evaluation unserer Schule. Die Evaluation wird dazu genutzt, die Effektivität der umgesetzten Maßnahmen zu überprüfen, Potenziale für Verbesserungen zu identifizieren und die weitere Entwicklung gezielt zu steuern.

2.5. Kompetenzorientiertes Medienbildungskonzept

 

Das bereits bestehende Medienbildungskonzept wird jährlich fortgeschrieben. Vor dem Hintergrund, dass die Binnendifferenzierung eine der tragenden Säulen der Reformschule ist, haben wir unser Hauptaugenmerk darauf gelegt, digitale Medien noch intensiver in der Binnendifferenzierung zu implementieren und im Medienbildungskonzept festzuschreiben. Unser kompetenzorientiertes Medienbildungskonzept sieht vor, dass Lehrkräfte die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler durch gezielte Differenzierungsmaßnahmen berücksichtigen. Nach einer zweijährigen Phase in der „Blick über den Zaun“ – Werkstatt zu Lerndörfern sind nun wichtige Schritte zur weiteren Umsetzung und Verankerung des Konzepts abgeschlossen.

Binnendifferenzierung im Rahmen unseres Medienbildungskonzepts bedeutet, dass Lerninhalte und Aufgabenstellungen individuell angepasst werden, um den verschiedenen Lernniveaus und Interessen der Schülerinnen und Schüler gerecht zu werden. Digitale Medien bieten hierbei hervorragende Möglichkeiten, um differenzierte Lernangebote bereitzustellen. Lehrkräfte können durch den Einsatz von Lernplattformen, Apps und individualisierbaren digitalen Lernmaterialien sicherstellen, dass alle Schülerinnen und Schüler entsprechend ihrer Fähigkeiten gefördert und gefordert werden.

Ein weiterer wichtiger Aspekt unseres Medienbildungskonzepts ist die Einbindung und Unterstützung der Eltern. Um sicherzustellen, dass die Schülerinnen und Schüler auch zu Hause sicher und verantwortungsbewusst mit digitalen Medien umgehen, wurden mehrere Elternabende angeboten. Diese Veranstaltungen informierten die Eltern über die Nutzung und Sicherheit von iPads, insbesondere in Bezug auf Familieneinstellungen und Jugendschutzmaßnahmen. Dabei erhielten die Eltern praktische Tipps und Anleitungen, wie sie die digitalen Geräte ihrer Kinder konfigurieren und deren Nutzung überwachen können.

Im letzten Jahr haben besonders zwei Bereiche des Umgangs mit digitalen Medien durchgeführt:

Kühler Kopf

Nachdem der Einstieg in den Transformationsprozess durch eine aktive Auseinandersetzung mit Medienproduktionen gestaltet wurde, war ein Schwerpunkt im letzten Schuljahr der Blick auf die Medienkompetenzen (Medienkritik, Medienkunde, Mediennutzung) gerichtet. Das Peer-to-Peer-Projekt „Kühler Kopf“ diente in diesem Zusammenhang als Pilot und fördert die gesellschaftliche Teilhabe junger Menschen, indem sie digitale Medien zur Auseinandersetzung mit Umwelt- und Klimaschutzthemen nutzen. Ältere Jugendliche werden zu Mentorinnen und Mentoren ausgebildet und unterstützen ihre jüngeren Peers bei der Produktion von Social-Media-Beiträgen zu lokalen Klimaschutzideen. Dabei werden Medien- und soziale Kompetenzen wie Teamarbeit und Eigenverantwortung gestärkt. Die Teilnehmenden entwickeln eigene Klimaschutzideen und setzen diese mediengestützt um. Das Projekt stärkt die Selbstständigkeit und fördert die Eigenverantwortung der Jugendlichen in einem authentischen Lernumfeld. Im Schuljahr 24/25 wird das Konzept auf zwei weitere Workshops (Influenzer und Fake News) methodisch übertragen, sodass dann in einem jährlichen Turnus der Stufe III alle drei Themen bearbeitet werden können. Erste Evaluationen der Pilot-Workshops liegen vor.

So Emoji: Emotionale Stärke im digitalen Zeitalter

Besonders im Zeitalter der Digitalisierung, in dem Schülerinnen und Schüler zunehmend sozialer Isolation und digitalem Stress ausgesetzt sind, wird das Thema emotionales und soziales Lernen immer wichtiger. Die verstärkte Nutzung digitaler Medien führt häufig zu Konflikten, wie einer mangelnden face-to-face Kommunikation, der Überforderung durch ständige Erreichbarkeit und einer emotionalen Distanzierung. Das Projekt „So Emoji“ soll dazu beitragen, diese durch die Digitalisierung entstandenen sozialen Herausforderungen zu adressieren, indem emotionale Sicherheit und soziale Kompetenzen gefördert werden. So können Schülerinnen und Schüler gestärkt mit digitalem Stress, Isolation und den Anforderungen einer zunehmend digitalisierten Welt umgehen.

Neben der jährlichen Durchführung eines einwöchigen Workshops mit dem Jahrgang 6 (soziales Training), ist eine konzeptionelle Verankerung in den bestehenden Strukturen der Reformschule (Soziales Lernen) die Hauptaufgabe. Dazu gehörte eine Bestandsanalyse im Bereich des sozialen Lernens, die mit zehn Gruppen der Schule durchgeführt. Ein interaktives Video mit den beteiligten Gruppen wird erarbeitet, das bestehende Aktivitäten und Maßnahmen zur Förderung emotionaler und sozialer Kompetenzen an der Reformschule zusammenfasst. Dieses Video und eine dazugehörige Visualisierung (Schaubild) sollen bis zum Ende des Jahres fertiggestellt und der Schulgemeinde vorgestellt werden.

Als Teil der Öffentlichkeitsarbeit und Transparenz wird ein Eltern-Café organisiert, um das Konzept sowie das Video zu präsentieren. Im Anschluss ist eine weitere pädagogische Auseinandersetzung geplant, dessen Ausgestaltung noch in Abstimmung mit der Pädagogischen Arbeitsgruppe erfolgen muss. Dieses Vorhaben soll durch die Einbindung der Schulgemeinschaft eine nachhaltige Verankerung des emotional-sozialen Lernens an der Reformschule erreichen, um die Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler in diesen Bereichen langfristig zu stärken und sie gleichzeitig auf die Herausforderungen des digitalen Zeitalters vorzubereiten.

3. Perspektive für die Weiterentwicklung der gegenwärtigen

Arbeitsschwerpunkte

Zu 2.1. bis 2.3. Weiterführung der laufenden Prozesse

3.1. Konzept zum Einsatz von digitalen Lernumgebungen: Ausbau der

Digividualisierung

Basierend auf dem unter 2.4. dargestellten Status Quo sind folgende weiterführende Schritte geplant:

Das Andere Lernen 2.0

„Das Andere Lernen 2.0“ ist ein innovatives Schulentwicklungsprojekt, das den Unterricht neu organisiert und die Individualisierung in den Mittelpunkt stellt. Es zielt darauf ab, Schülerinnen und Schüler in ihrem individuellen Lernprozess optimal zu fördern und dabei nachhaltiges Lernen zu ermöglichen. Das Konzept stützt sich auf vier zentrale Säulen:

  • Digitalisierung: Durch eine digitale Plattform werden individuell angepasste Lernangebote bereitgestellt, die den Lernenden ermöglichen, ihre eigenen Lernwege zu gestalten. Diese Plattform bietet personalisierte Inhalte und hilft dabei, das Lernen flexibler und effektiver zu gestalten.
  • Raumkonzept: Ein modernes Raumkonzept mit Lernwelten und Lernbüros unterstützt das eigenständige und konzentrierte Arbeiten. Diese Lernräume sind so gestaltet, dass sie verschiedene Arbeitsformen ermöglichen – von der Stillarbeit im Lernbüro bis hin zu kooperativen Lernformen in den Lernwelten.
  • Coaching: Um die individuellen Lernprozesse der Schülerinnen und Schüler zu begleiten, wird ein Coaching-Konzept etabliert. Lehrkräfte übernehmen hierbei die Rolle von Lernbegleiterinnen und Lernbegleitern, die regelmäßig den Lernstand reflektieren, gemeinsam Ziele festlegen und Strategien zur Weiterentwicklung erarbeiten.
  • Selbstverantwortliches Lernen: Ein zentrales Ziel des Projekts ist es, die Schülerinnen und Schüler zu befähigen, Verantwortung für ihren eigenen Lernprozess zu übernehmen. Sie entscheiden, was sie wann, wo und mit wem lernen möchten. Dieses selbstgesteuerte Lernen fördert nicht nur die Eigenverantwortung, sondern auch die Fähigkeit, individuell sinnvolle Lernziele zu setzen.

Die vorhandenen digitalen Möglichkeiten sollen genutzt werden, um bis spätestens Juni 2025 den Jahrgangsunterricht in der Stufe III mindestens im Umfang von einer Stunde pro Woche pro Fach mit individualisiertem und selbstbestimmtem Lernen zu gestalten. Dies soll durch das Einführen von Lernzeiten, mit hoher Nachvollziehbarkeit des Lernfortschritts, unter einheitlicher Verwendung mindestens einer gemeinsamen Lernplattform (Software) und unterstützend durch wöchentliche, ganzheitliche Einzelcoachings in Verbindung mit einer kreativen Raumnutzung (Inputräume, Lernbüros & Lernlandschaft) erfolgen. Dabei wird der Schulentwicklungsprozess regelmäßig evaluiert.

Lernentwicklungsberichte

Im Rahmen des letzten Kompaktseminars zum Thema Rückmeldekultur hat sich das Kollegium intensiv mit der Bedeutung und Gestaltung von Lernentwicklungsberichten auseinandergesetzt. Dabei stellte sich heraus, dass die persönliche Rückmeldung in Form von Lernentwicklungsberichten als wertvoller Beitrag zur individuellen Förderung der Schüler betrachtet wird. Sie bietet eine detaillierte Übersicht über den Entwicklungsstand und die Kompetenzen jedes Schülers, was sowohl für die Schüler selbst als auch für deren Eltern von großer Bedeutung ist. Das Kollegium äußerte jedoch Bedenken hinsichtlich des hohen Arbeitsaufwands, der mit der Erstellung der Berichte einhergeht. Der zeitliche Druck und die detaillierte Auseinandersetzung mit jedem einzelnen Schüler stellen eine Herausforderung für die Lehrkräfte dar. Es wurde auch darauf hingewiesen, dass dies in Zusammenhang mit der Lehrergesundheit steht und hier weitere Unterstützung oder Entlastung wünschenswert wäre. Ein zentrales Anliegen war es, die Berichte noch individueller zu gestalten, um besser auf die jeweiligen Bedürfnisse und Lernstände der Schüler eingehen zu können. Dabei wurde auch die Bedeutung hervorgehoben, während des Schuljahres möglichst oft Feedback zu geben, um den Schülern eine kontinuierliche Rückmeldung über ihre Kompetenzen zu ermöglichen. Besonders in der Stufe II wurde bereits die Einführung einer digitalen Feedbackmappe (edumaps) für jeden Schüler positiv hervorgehoben. Diese ermöglicht es, kontinuierlich und effizient Rückmeldungen zu dokumentieren und den Schülern zugänglich zu machen. Für die Sekundarstufe ist ein digitales Logbuch in Planung. Abschließend wurde betont, dass in den verschiedenen Fächern und Stufen bereits an einer kontinuierlichen Optimierung der Rückmelde- und Feedbackkultur gearbeitet wird. Ziel ist es, sowohl die Effizienz für die Lehrkräfte zu steigern als auch den Nutzen für die Schüler zu maximieren.

3.2.  Kompetenzorientiertes Medienbildungskonzept: Binnendifferenzierung

Bei der Weiterentwicklung der Binnendifferenzierung mit Hilfe der Digividualisierung bieten sich drei Bereiche zur Implementierung besonders an: Lerndörfer, Lernhäuser und das ssl (social sciences lab)

3.2.1. Lerndörfer

Lerndörfer: Die Lerndörfer sind Unterrichtseinheiten zu verschiedenen Themen, die auf individuelles selbstgesteuertes Lernen fokussiert sind. Dabei bieten digitale Medien viel Potential für selbständiges und eigenverantwortliches Lernen. Sieben Kolleginnen und Kollegen der Reformschule haben in den pädagogischen Werkstätten des Schulverbundes „Blick über den Zaun“ mitgearbeitet und fungieren nach der Zertifizierung als Multiplikatoren für unser Kollegium oder andere Schulen.

Weitere vier Kolleginnen haben sich für die nächste pädagogische Werkstatt angemeldet, die in fünf Bausteinen über zwei Jahre zum Thema „Lernen: individuell und gemeinsam“ arbeiten werden.

3.2.2. Lernhäuser

„Das Lernhaus gliedert die Schule für Schülerinnen, Schüler und Erwachsene in kleine überschaubare Einheiten, in denen mehrere Jahrgänge zusammengefasst werden – eine kleine Schule in der großen Schule.“ (siehe www.schulentwicklung-net.de, Münchener Lernhaus)

Nachdem zum vergangenen Schuljahr neben der Pilotgruppe zwei weitere Lernhäuser aufgebaut wurden, arbeitet nun die gesamte Grundstufe in drei Lernhäusern. Dabei wurden den Lernhäusern möglichst viele Freiräume in der Gestaltung gelassen, um neue Rituale und Konzepte in Bezug auf Unterrichtsorganisation sowie mindestens ein gemeinsames Projekt im Lernhaus, also mit 100 Kindern, zu erproben. Die Jahrgangsmischung erhöht sich dabei von drei auf sechs Jahrgänge. Mit Blick auf die Kinder soll diese Verzahnung die Gemeinschaft stärken, die Freundschaften und das Helferprinzip erweitern. Mit Blick auf die Erwachsenen ergibt sich ein multiprofessionelles Team, welches sich aus allen in einem Lernhaus arbeitenden Personen (Lehrkräfte, Förderschullehrkraft, LiV, UBUS-Kraft) zusammensetzt. Damit einhergehend sind regelmäßig stattfindende Teamzeiten, in denen Raum zum Planen und ein intensiver Austausch über Kinder möglich ist. Aufgrund des neuen Formats, eine Teamzeit mit acht Personen, wurden alle Lernhäuser gecoacht, um eine feste Struktur der Sitzung zu erarbeiten, Rollen und Aufgaben zu klären sowie eine Anleitung zum Planen vom Lernhausprojekt zu erarbeiten.

Alle Lernhäuser verfolgten das gemeinsame Ziel, einen Gemeinschaftsraum zu erschaffen. Die Umsetzung dieses Vorhabens erwies sich jedoch als äußerst herausfordernd und nicht erfolgreich. Das Jahr wurde ausführlich evaluiert. Basierend darauf wurden neue Rahmenbedingungen für alle Lernhäuser geschaffen. Ziel seit Beginn dieses Schuljahrs ist es, einen Lernhaustag für jedes Lernhaus zu schaffen, um niveaubasierte Projekte (ein Thema, verschiedene Niveaus für drei bis sechs Jahrgänge) und gruppenübergreifende Projekte (Stranggruppen, Partnergruppen, alle Gruppen eines Lernhauses) durchzuführen und so selbstbestimmtes (Arbeit am eigenen Thema) und selbstständiges Lernen (Arbeit möglich selbst verrichten) unter Einbeziehung digitaler Medien zu fördern. Dabei soll die Möglichkeit genutzt werden, viel praktisch und außerschulisch zu arbeiten. Die Ideen, Konzepte und Einheiten werden regelmäßig in den Stufensitzungen von jedem Lernhaus vorgestellt (Planung, Durchführung, Reflexion). Am Ende des Schuljahres erfolgt eine erneute Evaluation des Schulentwicklungsziels.

3.2.3. ssl (social sciences lab)

Seit dem letzten Schuljahr besteht eine Kooperation mit dem ssl, das als ein sozial- und kulturwissenschaftliches Forschungszentrum für junge Menschen in Kassel etabliert wurde und das für unterschiedliche Anforderungen bedarfsgerechtes Knowhow durch externes Expertenwissen zur Verfügung stellt.

Im letzten Schuljahr hat in allen Lerngruppen der Stufe III jeweils eine Arbeitsgruppe (meist aus dem Jahrgang 8) ein eigen entwickeltes Projekt in Zusammenarbeit mit dem ssl durchgeführt. Dafür wurde ein Leitfaden für die Kooperation des ssl mit der Schule erstellt und verfolgt. Nach dem Schuljahr erfolgte eine erste Evaluation in Form eines Fragebogens für die Schülerinnen und Schüler sowie für die Lehrkräfte. Die Ergebnisse zeigen, dass die Jugendlichen es vor allem begrüßen, ihren Fragen nachgehen zu können, in einem atmosphärisch angenehmen Raum zu arbeiten, bei Nachfragen unterstützt, zur Verfolgung ihrer Ideen ermuntert zu werden. Sie schätzen angeleitete Reflexionsphasen, nehmen durch ein angeleitetes Feedback Lernerfahrungen bewusster wahr. Sie erleben in diesem individualisierten Lernprozess gute Begleitung. Sie erleben, dass die eigene Frage der Ursprung allen Wissens ist, der Wunsch Antworten zu bekommen. So beginnt der Dialog mit sich selbst und mit anderen. Der offene Austausch, in dem alles für fragwürdig gehalten wird, weckt die Freude am Nachdenken und Argumentieren. Für die weitere Zusammenarbeit mit dem ssl sollen in der der Stufe III in diesem Schuljahr zwei Kernzeiten für das Arbeiten im ssl zur Verfügung stehen sowie die Stufe IV einbezogen werden. Dort soll ein Projekttag stattfinden, der sich mit dem Finden von wirklichen Fragestellungen befasst.

4. Kooperation mit der Universität Kassel

Seit dem vergangenen Jahr gibt es wieder eine engere Kooperation mit der Universität Kassel. Ein Kollege ist weiterhin an die Universität Kassel abgeordnet und betreut Studierende in der Grundstufe, die dann vermehrt ihr Praktikum an der Reformschule absolvieren. Frau Professor Dr. Heinzel und Frau Professor Dr. Domenech haben eine Begleitforschung zur Weiterentwicklung der Grundstufe begonnen. Es wurden zwei Befragungen in den Lernhäusern mit den jeweiligen Kolleginnen und Kollegen durchgeführt. Die teilweise noch vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass die Lernhäuser auf einem guten Weg sind, jedoch in einigen Bereichen, insbesondere bei den räumlichen und konzeptionellen Rahmenbedingungen, noch Entwicklungspotenzial besteht.

Positive Aspekte:

  • Gemeinsame Projekte: Die Lernhäuser bieten eine ideale Plattform für die Durchführung gemeinsamer Projekte zwischen den vier Gruppen. Dies fördert den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen den Kindern und den Lehrkräften.
  • Kollegiale Zusammenarbeit: Insbesondere Absprachen und gemeinsames Planen von Unterricht und Projekten wurden als gewinnbringend wahrgenommen.
  • Intensiver Blick auf einzelne Kinder: Durch die engere Zusammenarbeit der Lehrkräfte in den Lernhäusern ist es möglich, sich intensiver mit den Bedürfnissen und der Entwicklung einzelner Kinder auseinanderzusetzen. Dies unterstützt eine individuellere Förderung.

Herausfordernde Aspekte:

  • Räumliche Situation: Eine große Herausforderung ist die räumliche Situation. Es wird der Wunsch geäußert, dass jedes Lernhaus über einen eigenen Gemeinschaftsraum verfügt, um die Arbeit noch effektiver gestalten zu können.
  • Konzeptionelle Ziele der Lernhäuser: Die Zielsetzungen der Lernhäuser sollten klarer definiert und im Alltag stärker verankert werden, um ein gemeinsames Verständnis und eine gezielte Weiterentwicklung zu ermöglichen.

Frau Dr. Zimmermann führt seit Sommer 2021 eine Absolventenbefragung durch. Es wurden die Abgänger der Jahrgänge 2021, 2022 und 2023 befragt. Eine zweite Befragung fand dann nach einem Jahr statt und eine dritte Befragung erfolgt nach zehn Jahren. Die Zwischenergebnisse sind im Anhang zu finden.

5. Ausblick

Die Reformschule als inklusive Schule von Beginn an, ohne Noten, mit Altersmischung, ohne Übergangsproblematik von Jahrgang 0 – 10 und dem Hauptfach Projekt möchte auch in Zukunft Wegbereiter sein und ihre Expertise in wichtigen Versuchsfeldern anderen Schulen zur Verfügung stellen. Dafür bieten sich aus unserer Sicht folgende Schwerpunkte besonders an:

  • Digitale Lernumgebungen / Digividualisierung

„Das Andere Lernen 2.0“ unter perspektivischer Einbeziehung von KI

  • Kompetenzorientiertes Medienbildungskonzept / Binnendifferenzierung

Weiterentwicklung der „Lernhäuser“ mit dem Schwerpunkt Förderung der überfachlichen und digitalen Kompetenzen

Erfolgsfaktoren durch externe Verantwortlichkeiten:

  • Mehr Zeit, Prozesse zu evaluieren und zu implementieren
  • Unterstützung durch das Staatliche Schulamt in Bezug auf die bestehenden konzeptionellen Rahmenbedingungen der Reformschule
  • Räume für individualisiertes Lernen