Interview mit Herrn Waltenberg.
-
Wie lange sind sie schon an der Schule?
Ich bin im Februar 1996 an die Schule gekommen. Also jetzt genau 23 Jahre.
Direkt als stellvertretender Schulleiter?
Richtig, ich habe mich auf diese Stelle beworben und bin dann eingestiegen. -
Was haben sie am liebsten gemacht?
Das klingt jetzt bestimmt wie ein Witz: Pause! Die Pausen haben mir immer deshalb gut gefallen, weil im Lehrerzimmer verschiedene Gruppen an den Gruppentischen sind, die sich auch untereinander gut kennen und weil es da immer ganz interessante Gespräche gab über Gott und die Welt.
Ich habe natürlich auch sehr gern unterrichtet, weil dass meine Aufgabe, mein Beruf ist. Das hat mir besonders Spaß gemacht, weil wir hier auch viele wirklich sehr interessierte Schülerinnen und Schüler haben, was für einen Lehrer immer großartig ist. Es geht nicht nur darum, dass man etwas lernen muss, was sich der Lehrer oder der Lehrplan ausgedacht hat, sondern wir haben hier viele Möglichkeiten, wo Schüler sich selbst aussuchen können, was sie bearbeiten oder woran sie arbeiten wollen. Da macht es großen Spaß zu sehen, wie die sich dann so richtig ins Zeug legen. -
Was werden sie vermissen wenn sie nicht mehr an der Schule sind?
Vieles. Erst einmal ist es natürlich so, dass man es bei so einer Arbeit mit ganz vielen Menschen zu tun hat, mit Schülern, Eltern, Kolleg*innen und das ist etwas, was sehr viel Spaß macht und interessant ist, was allerdings auch nicht immer ganz einfach ist, z.B. die Gespräche, die man führt und manchmal auch führen muss. Das wird mir fehlen. Ich habe einfach ganz viel Kommunikation genossen, eine Fülle von verschiedenen Menschen um mich gehabt. Das wird in dieser Form nicht mehr da sein. Ich werde natürlich nicht nur zu Hause sitzen, Däumchen drehen und Bücher lesen, aber klar ist: Ich werde mich um ein neues Umfeld kümmern müssen.
-
Was waren die Schwerpunkte ihrer Arbeit?
Einmal natürlich: Unterrichten als Lehrer in Deutsch und Kunst. Aber ich habe auch andere Fächer unterrichtet, z.B. aushilfsweise mal Kochen in der Stufe II oder AL in der Stufe III und Stufe IV. Ich habe auch eine Zeit lang in Projekt ausgeholfen – das ist schon länger her.
Der andere große Bereich ist der des Stellvertretenden Schulleiters, also alles, was mit Verwaltung und der Leitung von Schule zu tun hat. Da habe ich z.B. die letzten Jahre viel zu tun gehabt mit der Verwaltung von Geldern, also ich verwalte – zusammen mit Frau Hilliger – die Gelder für den Ganztag. Viel läuft hier über den Förderverein, also auch Mittel, die wir vom Land Hessen bekommen, die eben ebenfalls über den Förderverein verwaltet werden. Mit den Förderverein bin ich, so lange wie ich hier bin, ganz eng verbunden, bin immer im Vorstand des Fördervereins gewesen, weil die Schulleitung viel über den Förderverein abgewickelt hat. Ich habe mich auch um ein Schulnetzwerk gekümmert, den „Blick über den Zaun“, was mir auch großen Spaß gemacht hat, weil das natürlich ein Bereich und eine Arbeit ist, bei der man mal aus der Schule heraus kommt, wobei ich viele andere Schulen kennen gelernt habe, mit denen wir zum Teil auch zusammen gearbeitet haben.
Natürlich hatte ich auch viel mit der LUSD (Lehrer*innen-, Unterrichts- und Schüler*innen-Datei) zu tun, etwas was man machen muss, wobei mich aber in den letzten Jahren auch Frau Hocke unterstützt hat. Ich war – eine klassische Aufgabe eines Stellvertretenden Schulleiters – auch für den Stundenplan für die Stufen III und IV zuständig, aber wir haben in der Reformschule auch immer – auch früher schon, als noch Frau Skischus Schulleiterin war – den Stundenplan in einem Team gemacht, bzw. in zwei Teams, ein Team für die Stufen III und IV und eins für den Grundschulbereich. Die erste Woche in den Ferien ist bis heute die „Stundenplanwoche“, da haben wir hier gemeinsam am Stundenplan gearbeitet in zwei Teams, die ja auch direkt voneinander abhängen. In der Mitte der Stundenplanwoche gab es immer von Frau Sbresny ein Mittagessen, eine Riesenschüssel Kartoffelsalat und Hörnchen und andere Leckerbissen. Darauf haben wir uns immer schon gefreut und haben unsere Mitte, das „Bergfest“ gefeiert, auch damit, dass wir den Stundenplan dann meist zur Hälfte schon fertig hatten.
Was waren andere Bereiche?
Ich habe immer gesagt: Das ist mein Job: Ich bin in der Leitung einer Firma mit 600 Mitarbeitern, wenn man die Schüler*innen, das Kollegium, mit denen wir ständig zu tun hatten, aufaddiert. Ich hatte auch mit Eltern zu tun und mit Leuten vom Schulamt, der Stadtverwaltung usw.
Ihr könnt euch vorstellen, so eine Aufgabe in der Leitung einer Schule ist interessant, da haben wir ganz viele verschiedene Aufgaben zu erfüllen: Nicht nur Schüler*innen werden unterrichtet, sondern auch Referendare ausgebildet, Studenten machen hier Praktika. Dafür ist unter anderem auch die Schulleitung zuständig. -
Womit denken sie, haben sie am meisten zur entwicklung der Schule beigetragen?
Ich glaube, dass die Arbeit beim „Blick über den Zaun“, d.h. von anderen Schulen zu lernen, wichtig war. Da konnte man wichtige Ideen von anderen Schulen einbringen, und eine gute Idee war, dass ich über diese Arbeit zwei holländische Schulentwickler kennen gelernt habe, Herrn Kaiser und Herr Ettikoven, die bereits im letzten Jahr und auch im kommenden Jahr Kollegen und Kolleginnen im Unterricht beraten haben. Das war ein wichtiger Bereich: Dafür zu sorgen, dass wir nicht aufhören, an unserem Konzept, aber auch an unseren Fähigkeiten als Lehrer*innen, die hier Unterricht machen zu arbeiten.
Das gehört auch zu den Aufgaben von Schulleitungen und da habe ich versucht über diese Netzwerkarbeit meinen Teil beizutragen. Außerdem waren da ganz tolle Kollegen, die man unterstützen konnte bei ihren Ideen, wie z.B. den offenen Anfang, der von ihrer Seite ganz aktiv betrieben wurde und der zunächst für die Stufe III und demnächst auch für die Stufe IV fruchtbar wird. Das ist eine Aufgabe von Schulleitung und an dieser Stelle habe ich versucht, meinen Beitrag zu leisten. -
Waren sie vorher Lehrer an anderen Schulen?
Ja, ich war ja 6 ½ Jahre an der Uplandschule in Willingen, das ist ein kleines Gymnasium und Skiinternat, das entstand, als regelmäßig im Winter da noch mehr Schnee gelegen hat. Da wurden nicht – wie man vielleicht denken könnte – Skispringer ausgebildet, sondern die Langläufer. Dafür war Willingen bekannt. Für diese jungen Leute, die da Langlauf trainiert haben, ist eben dieses Skiinternat eingerichtet worden und daraus wurde ein kleines Gymnasium und das war meine erste Stelle.
Davor habe ich aber schon als Deutschlehrer gearbeitet gleich nach dem Studium für Asylbewerber, als Deutschlehrer für Spätaussiedler, damit habe ich damals mein Geld verdient, als ich noch keine feste Stelle hatte. Und ich war ja als Deutschlehrer zwei Jahre an einer Fremdsprachenhochschule in China. -
Möchten sie der Schule noch etwas mit auf den Weg geben?
Das ist eigentlich ganz einfach. Mit auf den Weg geben möchte ich dem Kollegium genug Mut und Zuversicht, an den Herausforderungen zu arbeiten, die es in der Zukunft unweigerlich geben wird. Es ist ja immer noch unklar, wie lange und ob wir Versuchsschule bleiben können. Was wünschen wir uns alle (mich eingeschlossen)? Wir wünschen uns alle das wir mit diesem Versuchsschulstatus weiter arbeiten können. Wie lange dies noch möglich ist, ist noch nicht ganz klar. Ich hoffe und wünsche mir aber, dass das Kollegium an dem Konzept weiter festhält und das weiterentwickelt, weil ich letztlich glaube, dass es nicht darauf ankommt, Versuchsschule zu bleiben, sondern dass die Reformschule eine gute Schule ist und bleibt.
Vielen Danke für das Interview
Paul Hülsmann, Gregor Parzefall & Benjamin Grau